Tagesgedanke vom Freitag, den 13. Mai 2005
Man kann nicht umhin festzustellen, dass alle Religionen …
Man kann nicht umhin festzustellen, dass alle Religionen den Hang haben zu menschlichen Einrichtungen zu werden, die mit ihrer wahrhaften Bestimmung, nämlich den Menschen ihren göttlichen Ursprung bewusst zu machen, nicht mehr viel zu tun haben. Ein Beweis? Die Sturheit der Geistlichkeit, wenn es darum geht, die Gläubigen von der Überlegenheit ihrer Religion zu überzeugen. Auf diese Weise sieht man überall auf der Welt Leute, die glauben, ihre Religion sei überlegen, so wie sie glauben, dass ihr Land überlegen ist. Sie schließen sich in ihrer Religion ein, so wie sie sich in den Grenzen ihres Heimatlandes einschließen, was übrigens oft dieselben sind. Mit solchen Überzeugungen begehen die Christen wie auch die anderen unablässig Verbrechen und beleidigen den Herrn. Dabei war das nicht das Vorbild, das Jesus ihnen gegeben hat. Haben sie zum Beispiel wirklich in den Evangelien gelesen, wie Jesus sich den Samaritern gegenüber verhält und wie er sie darstellt, während diese in den Augen der Juden nur als Götzendiener galten? Wenn sich die Christen die Mühe gemacht hätten, über diese Stellen der Evangelien und über die Haltung von Jesus zu meditieren, hätten sie besser verstanden, dass der wahrhafte Glaube ein Bewusstseinszustand ist, der über die engen Grenzen einer Religion hinausgeht.
Omraam Mikhaël Aïvanhov